28. Sonne - 3. Lichtmond
Es ist Mitternacht als ich aufbreche. Zuvor habe ich noch Dinge zwischen dem Fräulein Thelsaar und Rasdan diesem Schürzenjäger mitbekommen. Man sollte sich vergewissern, ob man wirklich allein ist, ehe man Regeln bricht.
Ich denke, ich werde das Fräulein darauf hinweisen...wobei, eigentlich geht es mich nichts an...andererseits würde es Rasdan gut tun, wenn man ihm mal deutlich zeigt, wo sein Platz in der Nahrungskette ist...mal sehen.
Die Weg Beschreibung der jungen Miqo'te ist relativ unbrauchbar. Von einer Oase aus einige Tage durch die Wüste, ganz toll. Immerhin hab ich eine ungefähre Ahnung wo ich suchen muss. Ich habe in der Vergangenheit schon mal einen Ort gesehen, der ihrer Beschreibung recht nahe kommt.
Als mein treuer Chocobo und ich den Ort erreichen, ist es kurz vor Sonnenaufgang. Ich glaube, hier bin ich richtig. Ich erklimme einen Felsen, östlich der Anlage und schaue durch mein Zielfernrohr. Mit dem aufkommenden Licht, sind auch erste Bewegungen zu erkennen. Dann sehe ich ihn! Ein groß gewachsener Bulle von Mann, drischt mit einem Riemen einer jungen Frau auf den Rücken. Ich höre den ersten Schrei bis zu meiner Position. Es ist der Weckruf, der Hahnenschrei in einer Welt, in der niemand leben sollte. Der zweite Schrei vermischt sich mit dem Klimpern der Patronen, die ich mir auf dem Felsen zurecht lege. Ein dritter Schrei wird von dem melodischen Klicken des Gewehrverschlusses begleitet. Ein vierter Schrei, ich atme aus, die Sonne erhebt sich hinter mir, es ist beinahe windstill - perfekte Bedingungen. Ich drücke ab - es ist fünf Uhr, die Jagd beginnt.
Ich lade nach, ein bewaffneter Mann stürmt zu seinem Kameraden. Ich halte ein Stück vor, er stirbt. Ich erfreue mich an der roten Wolke, die sich wie eine Blume in der Morgensonne ausbreitet. Es ist Kunst, ich bin keine Söldnerin, keine Mörderin ich bin Künstlerin, Poetin...Bilder von roten Blumen, zeichnen sich in all ihrer Herrlichkeit auf die Leinwand meiner Erinnerung, ehe der Moment verblasst. Mein Gewehr und ich schreiben ein Gedicht über Gerechtigkeit, denn es ist nur gerecht wenn der, der Leid sät, auch Leid erntet.
Ziellos rennen die Männer über den Hof, sehen mit an, wie ich jedem einzelnen, nacheinander ein Bild widme.
Es sind zwölf! Zwölf Kunstwerke, die ich erschaffen habe um diese Welt ein Stück besser zu machen. Ich schultere mein Gewehr und mache mich auf den Weg nach unten.
Als ich den Hof betrete, spüre ich die Blicke der Gequälten, sie haben Angst. Ein Blick von mir reicht, um sicher zu sein, dass sie vergessen, mich jemals gesehen zu haben. Ich betrete das Haus, es ist leer. Raum für Raum durchsuche ich, doch es ist niemand mehr dort.
Ein Schlafzimmer, ein verängstigter Mann liegt kauernd unter seinem Bett, darauf eine Frau, nackt. Ihr leerer Blick schaut zu mir, das Laken ist blutig. Sie hat die Hölle auf Erden erlebt.
Ich ziehe meinen Revolver, winke den Dreckskerl heraus. Er steht vor mir, das letzte, was er in seinem kümmerlichen Leben spüren soll ist Angst. Ich nehme vier der sechs Kugeln aus der Trommel, ziele auf seinen Fuß. *KLICK* - Glück gehabt, seine Schulter...*KLICK*.
Dann ziele ich auf sein kümmerliches Gehänge, gratuliere...du bist die längste Zeit ein Mann gewesen! Brüllend sackt er zu Boden, die Überreste seiner Männlichkeit fest in den Händen, er flennt schlimmer als ein kleines Mädchen. Ich gehe auf die Knie, streiche ihm über den Kopf und schiebe langsam den Lauf meines Revolvers in seinen Mund. "Oh, das fühlt sich gut an, Schätzchen" äffe ich einen notgeilen alten Sack nach. Dann male ich das letzte Bild für diesen Morgen, schreibe die letzte Strophe, das Meisterwerk ist vollendet.
Ich verlasse das Gebäude, während ich meine Waffe gründlich abwische. Am Tor drehe ich mich um, die armen Seelen schauen mir nach, es ist nur ein schlechter Traum gewesen, mit einem Kopfnicken Richtung Wüste mache ich ihnen klar, dass er nun zuende ist.
Ich kehre zurück.
Zufrieden.
Denn ich bin keine Mörderin, ich bin Künstlerin!
Klingenwacht Verwaltung der Wacht
